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CFP: Multiples Wissen. Lernen von/mit andern Entitäten (Deadline: 15.04.2021)

CFP: Multiples Wissen. Lernen von/mit andern Entitäten (Deadline: 15.04.2021)

Thematischer Schwerpunkt:

Multiples Wissen. Lernen von/mit andern Entitäten

„In irgend einem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. […] Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben. – So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt. […] Könnten wir uns aber mit der Mücke verständigen, so würden wir vernehmen, daß auch sie mit diesem Pathos durch die Luft schwimmt und in sich das fliegende Zentrum dieser Welt fühlt.“

Die Anfangsworte von Friedrich Nietzsches Essay Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn aus dem Jahre 1873 könnten zum Motto des geplanten Heftes der Zeitschrift „Transpositiones“ werden. Fast 150 Jahre nach der Entstehung dieses frappierenden Textes über die Inadäquatheit von anthropo- und logozentrischen gnoseologischen Usurpationen, die sich in postulierter Stabilität der sprachlichen Identitätskonstrukte äußern, wollen wir erneut die Frage nach dem Status von Wissen und Erkenntnis in einer Welt stellen, die angesichts einer längst erkannten und vielfach bedrohten Mannigfaltigkeit und Diversität von menschlichen und nicht menschlichen Entitäten sowie ihrer diskursiven Repräsentationen einer radikalen Dezentralisierung bedarf.

Es interessieren uns vor allem interdisziplinäre und kritische Auffassungen von klassischen und alternativen Erkenntniskonzepten und Wissensmodellen, die zwischen dem Paradigma der Empirie und heuristischer Intuition, zwischen dem Gefühl einer epistemologischen Besonderheit der Gattung Homo sapiens und dem mannigfaltigen, dem Menschen unzugänglichen, sensorischen und außersensorischen Wissen anderer Wesen oszillieren, sowie Fragen nach der Möglichkeit der Verschiebung von Gattungsgrenzen und ontoepistemologischen Perspektiven stellen, nicht mehr hinsichtlich des Lernens über andere Entitäten, sondern von und mit ihnen. Ein wichtiger Bestandteil der Erörterungen soll demnach die Überwindung der anthropozentrischen Auffassung der Subjektivität und die Überschreitung einer Optik, die auf den in der westlichen geistigen Tradition verankerten Dualismen fußt, also den Dichotomien von Natur und Kultur, Geist und Materie, erkennendes Subjekt und Objekt der Erkenntnis, belebter und unbelebter Natur, physis und techne usw. Einer der wichtigen Bezugspunkte können dabei Konzeptionen des Neuen Materialismus im Sinne von Donna Haraway, Rosi Braidotti, Karen Barad oder Jane Bennett sein.

Die geplanten Beiträge können einen der folgenden Themenbereiche betreffen:

  • Dezentralisierung und Heterogenisierung des Wissens angesichts der Di-versität von Entitäten,
  • Bio- und Zoosemiotik vs. Semiozität der Kultur,
  • artübergreifende Kommunikation,
  • mehr-als-menschliche Sensorik und epistemischer Behaviorismus,
  • außer- und prärationale Erkenntnis,
  • nicht anthropozentrische epistemische Erfahrungen sowie ihre diskursiven und künstlerischen Repräsentationen,
  • naturwissenschaftliches und medizinisches Wissen vs. schöpferische Kunst-erfahrung,
  • voraufklärerische Paradigmen der Erkenntnis vs. heutiges evidenzbasiertes Wissen,
  • Lernprozesse in der außermenschlichen Welt,
  • außermenschliche Sprachen und Kommunikationssysteme,
  • Autonomie der peripherischen (indigenen) Erkenntnis in ökokritischer Perspektive,
  • imaginative Erkenntnis- und Bewusstseinsakte im Kontext der Bio-Empathie in der Krisenzeit.

Schicken Sie ein Abstract des geplanten Beitrags von bis zu 2500 Zeichen sowie eine kurze biografische Notiz bis zum 15. April 2021 an:

transpositiones@uw.edu.pl

Eine Information über die Annahme oder Ablehnung des Vorschlags erhalten Sie bis Ende April.

Einsendeschluss für die fertigen Manuskripte: 15. September 2021.

Das Heft erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2022.

Publikationssprachen: Deutsch und Englisch.